Donnerstag, 15. November 2007

Manchmal komme ich mir ziemlich alleine auf dieser Welt vor. Das ist meistens dann, wenn ich abseits meiner üblichen Blödeleien mal den Intellekt raushängen lasse. Das passiert in der Regel relativ selten, zeigt mir jedoch jedes Mal das Gleiche: Die meisten Menschen halte ich für intelligenter als sie tatsächlich sind. Denn anstelle einer in irgendeiner Art und Weise geistreichen Konversation kommt meistens (glücklicherweise nicht immer) nur die eine Feststellung meinerseits heraus, dass der Gesprächspartner, mit dem ich es gerade zu tun habe, entweder gerade keinen Bock hat, oder schlicht zu dumm ist.
Eine weitere solche Diskussion am hat mir heute den Grund dafür näher gebracht. (Es ging darum, ob die RTL2 News seriöser oder vergleichbar seriös wären wie die tagesschau. Ich halte diese These übrigens für Quatsch.)

Dieses eben erwähnte "dumm" bezieht sich nicht auf Intelligenz, sprich Denkleistung, sondern auf Wissen und den damit zusammenhängenden Gewohnheiten des Medienkonsums.

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit heraus." - I. Kant

Leider muss ich feststellen, dass diese Aufklärung im Zuge der anschwellenden geistigen Lethargie der immer konsumorientierteren Spaßgesellschaft rückwärtig verläuft.
Die Leute um mich herum, so scheint es mir, verfallen einer Welle von Reality-Shows, Retortenmusik und Zufriedenheit mit sich selbst, nur immer rein in die Birne. Sie scheinen manchmal wie Drohnen der Unterhaltungsindustrie ohne jegliche Art von Output. Das Bewusstsein scheint verloren, der Entscheidung mal für eine Weile abzuschalten und sich berieseln zu lassen, weicht einer stumpfen Gewohnheit; in einigen Fällen vielleicht sogar Sucht.
Das eigene Ich mit eigener Meinung und eigenen Zielen verschwindet. Das wäre die Zuspitzung dessen. In Ansätzen ist es sogar schon zu erkennen.

Dazu kommt noch, dass sie einfache Zusammenhänge in der Welt nicht verstehen oder verstehen wollen, weil die Medien ein anderes Bild vermitteln, als das, welcher der Realität entspricht. Dieses Bild is nicht nur geschönt oder dramatisiert, sondern ein völlig anderes.
Wenn ich dann von Leuten Sachen höre, wo ich auf Anhieb merke, dass sich dort jemand selbst keine Gedanken gemacht sondern nur andere nachplappert, dann bin ich doch desöfteren schwer enttäuscht. Von vielen Menschen, von denen ich bereits soetwas hören durfte, hätte ich es nicht erwartet. Mir persönlich tut es Leid, wenn daraus Streitigkeiten entstehen. Und es macht mir Angst, wenn Leute ihnen eigentlich unbekannte Dinge verteidigen oder ablehnen. So haben die Nazis auch mal angefangen.

Ich selbst nehme mich dem nicht aus. Gerade heute ist mir erst wieder sowas passiert. Schlimm wird es jedoch erst, wenn man es selbst nicht mehr bemerkt und revidieren kann. Die Leute wissen einfach oft nicht, worüber sie reden. Bei der Informationsflut in dieser Welt ist es ihnen auch nicht übel zu nehmen.

Aber wenn man keine Ahnung hat, kann man auch einfach mal die Klappe halten.
Johann Strauss - An der schönen blauen Donau